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zu Knuckles become clouds

Diana Latas im Gespräch mit Anna Prokopová, Costas Kekis, Andrea Gunnlaugsdóttir

 

Diana Latas im Gespräch mit Anna Prokopová, Costas Kekis, Andrea Gunnlaugsdóttir

Ihr seid mit „Knuckles become clouds“ beim Festival „Rakete“ im TQW vertreten. Gibt es etwas, das ihr dem Publikum vermitteln möchtet, das euch bei der Performance besonders wichtig ist?

CK: Der Schwerpunkt ist das Feld des Posthumanismus. Unser Interesse liegt an den Beziehungen zwischen Menschen und anderen Menschen oder auch Menschen und anderen Spezies, wie etwa Tiere, aber auch Maschinen und Computer und, wie diese unsere Beziehungen beeinflussen. Wir benutzen aber keine Maschinen oder Tiere auf der Bühne. Unser Ziel ist es, zu zeigen, was WIR auf der Bühne mit dieser Idee im Kopf machen.

AP: Bei den Vorbereitungen haben uns die Texte Simians, Cyborgs and Women von Donna Haraway und The Posthuman von Rosi Braidotti inspiriert.

Wie bereitet ihr euch auf einen Auftritt vor? Habt ihr spezielle Vorgehensweisen, sei es die Proben betreffend oder am Abend davor?

AP: . Wir haben viel Arbeit in die physischen Aspekte gesteckt und haben den Körper allgemein und die Stimme speziell trainiert, um uns vorzubereiten.

AG: In Bezug auf den Kontext des Posthumanismus haben wir Ideen gesammelt und uns bei den Proben konkret mit Prothesen und Maschinen beschäftigt.

AP: Dabei ging es auch um die Idee eines Cyborgs, eines Robotermenschen.

AG: Generell haben wir uns viel mit Technologie beschäftigt, nicht nur während der Proben, sondern auch privat haben wir viele Diskussionen geführt, zum Beispiel über die Technologie um uns herum und wie wir darüber denken. Das war ein großer Teil des Entwicklungsprozesses.

CK: Ein wichtiger Punkt war auch, der ganzen Technologie nicht pessimistisch oder negativ gegenüberzustehen, wie es – sage ich jetzt mal – üblich ist. Es gibt immer diese schreckliche Vorstellung, dass das Ende der menschlichen Spezies kommt und diese durch Maschinen ersetzt wird. Auch wenn dieses Szenario möglich ist, war es uns wichtig, keine Angst vor Technik zu haben.

Das Konzept von „Knuckles become clouds“ stammt ja von euch beiden, Costas und Anna. Was war die Inspiration für dieses Stück? Und woher nehmt ihr Inspiration für eure Stücke generell?

CK: Anna und ich haben schon für ein anderes Projekt gemeinsam gearbeitet, da ging es auch um posthumane Kreationen, speziell um Zombies. Die Idee des Posthumanismus fanden wir beide weiterhin spannend und auch, wie Maschinen Menschen beeinflussen, haben wir sehr interessant gefunden. In diese Richtung haben wir dann angefangen zu recherchieren. Wir wollten auch einen kritischen Blick auf den Menschen werfen, was in der westlichen Welt oft weiß und männlich bedeutet, und uns damit ein bisschen auseinandersetzen.

Glaubt ihr, dass es bei zeitgenössischer Performance oder zeitgenössischem Tanz irgendeine Art von Regeln oder Grenzen gibt?

AP: Auch wenn es Grenzen gibt, finde ich es spannend, genau diese auszutesten. Ich würde nicht sagen, dass ich mich irgendwo begrenzt fühle, eher im Gegenteil. Es hängt aber auch vom eigenen Bewusstseinszustand ab. Da es doch um eine Art Lebenskunst geht, hängt es viel mit dem eigenen Auftreten genau in diesem Moment zusammen.

CK: Die Grenzen sind, würde ich sagen, das, was dein Körper im Stande ist zu tun oder eben nicht.

Gab es Performances, die euch besonders beeinflusst haben?

CK: Für mich gab es viele, die mir gut gefallen haben, eines davon war Violet von Meg Stuart. Vor allem, wie die Tänzer getanzt haben, fand ich sehr interessant. Oder letztes Jahr bei Impulstanz, das Stück hieß Jaguar, von Marlene Monteiro Freitas, das fand ich auch klasse. Das sind jetzt zwei Beispiele, die mir gerade einfallen, aber wie gesagt, es gibt so viele Performances die ich gut fand.

Was ist für euch das wichtigste Anliegen beim Vorbereiten einer Performance?

AP: Für mich ist es wichtig, dass es sich mit meiner aktuellen Lebenssituation in Zusammenhang bringen lässt. Eine Performance kann nur an einem Ort entstehen, mit dem ich mich verbunden fühle. Mein Interesse ist es auch, einen Zugang zu Feldern zu finden, die mit anderen Künstler_innen harmonisieren. Aber bei mir kommt das immer in Schüben, es kommt und geht.

CK: Wenn das Stück fertig ist, muss ich bereit dafür sein, dass ich auf der Bühne etwas mitteilen kann. Sei es mit dem Körper oder auf eine andere Art. Es ist nicht so, dass ich einfach auf die Bühne gehe und drauf los tanze. Es entsteht eine Kommunikation, ein Spiel zwischen dem was ich mache und was das Publikum kriegt, nicht unbedingt versteht, einfach nur kriegt, denn das kann auch eine Emotion sein oder was anderes Abstraktes. Für mich ist es wichtig, wie ich eben genau das konkreter mitteilen kann. Das kann über die Komposition, über den Körper, wie ich mit den anderen auf der Bühne in Beziehung stehe oder auch über etwas anderes, passieren.

AG: Als Gruppe ist es wichtig konzentriert zu sein, sowohl bei den Vorbereitungen, als auch beim Auftritt selber, und dass wir Kontakt zueinander haben. Es würde nicht funktionieren, würden wir uns kurz vor der Performance treffen. Es braucht eine gewisse Zeit, um sich aufeinander einzustimmen. Dadurch, dass die Performance sehr minimalistisch ist, mag es so wirken, als ob alles sehr einfach ablaufen würde, aber eigentlich braucht es viel Vorbereitung.

Gibt es Künstler_innen mit denen ihr einmal zusammen arbeiten oder ein spezielles Projekt, das ihr gerne verwirklichen wollt? Oder seid ihr da eher spontan?

AG: Ich würde sagen, dass es auf jeden Fall nicht egal ist, mit wem man zusammenarbeitet. Man muss ähnliche Interessen und Vorstellungen haben, damit so etwas überhaupt funktioniert.

CK: Es kann aber auch interessant sein, wenn man sich vorher nicht kennt (lacht).

AP: Meistens ist es so, dass ich Leute irgendwo – beispielsweise bei einem Workshop – kennenlerne und mir dann denke: „Mit diesen Leuten möchte ich unbedingt zusammenarbeiten!“

Vielen Dank für das Gespräch!

 

Dieser Text entstand im Rahmen einer Kooperation mit dem Institut für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft der Universität Wien (Dr. Olga Kolokytha).

 

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