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Editorial Januar–März 2024

Editorial Januar–März 2024

Liebes Publikum, liebe Künstler*innen,

welchen Einfluss hat Klassismus auf zeitgenössischen Tanz und Performancekunst? Dieser Frage geht die zweite Ausgabe der TQW Winter School zu Beginn des neuen Jahres nach. Unter dem Titel Dance Class wird an drei Tagen Klassendiskriminierung aus theoretischen und praxisorientierten Blickwinkeln untersucht.

In den folgenden Monaten ackert sich das Programm des TQW tief durch Schichten und Sedimente: Während Netti Nüganen, bekannt aus den Arbeiten Florentina Holzingers, als skurrile Pseudoarchäologin ins Erdreich eingeschriebene gesellschaftliche Transformationen aushebt, nehmen Katrin Hornek und Karin Pauer eine radioaktive Erdprobe aus der Wiener Innenstadt zum Anlass für eine Live-Installation im ikonischen Hauptraum der Secession. Camilla Schielin nutzt in ihrem neuen Solo die Idee der Brache für eine Choreografie zur geisterhaften Wiederkehr des Vergangenen, und Jen Rosenblit (de-)lokalisiert ihre philosophische Grabung auf den bröckelnden Landschaften des Anderswo.

Einen weiteren Themenstrang eröffnet die Auseinandersetzung mit Ritualen. Alexander Gottfarb lädt über sechs Wochen zu The Ritual Season in den Performanceraum Der Betrieb ein, wo sich Besucher*innen und Performer*innen auf eine kollektive Suche nach neuen säkularen Zeremonien machen. Als gemeinschaftsbildendes Ritual gilt auch ein geteiltes Mahl – dass Essen aber nicht nur verbindet, sondern auch trennt, untersucht Julischka Stengele in einem sinnlichen performativen Diskurs über Geschmack und Klasse. Und Marta Navaridas erinnert in MANIFESTATIONS spielerisch an die Bräuche unseres Lieblingskults, des Theaters selbst.

Das TQW Programm ist im Januar, im Februar und im März so vielschichtig wie immer. Zum Schluss sei im Besonderen auf die nächste Ausgabe von LO AND BEHOLD, unserer Veranstaltungsreihe für Sound- und Performanceexperimente, sowie auf zwei beeindruckende österreichische Erstaufführungen hingewiesen: Jefta van Dinthers Tanzstück REMACHINE und Gisèle Viennes EXTRA LIFE, eine bildgewaltige Dekonstruktion des patriarchalen Wahrnehmungssystems mit Starbesetzung.

Wir freuen uns auf Ihren Besuch!

Bettina Kogler, Künstlerische Leitung und Programm

Carolina Nöbauer, Programm

 

 

 

 
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