A rolling hitch
Ein rolling hitch (dt. „Rollstek“) ist ein Klemmknoten, eine Verbindung. In manche Richtungen sehr fest, in andere beweglich und auch schnell gelöst. Ein hitch ist aber auch ein Haken. Etwas kann einen Haken haben, oder man kann ihn schlagen. So wie im Fall von Elizabeth Wards Stück quer durch die Tanzgeschichte. Gemeinsam mit den Teilenehmerinnen der TQW Tanzgruppe PARASOL – Helena Araújo, Elda Gallo, Yoh Morishita, Jennie-love Navoret und Viltė Švarplytė – sucht Ward nach jenen Tänzen, die sich wie rote Fäden durch ihre individuellen Vergangenheiten ziehen. Etwa das protoqueere Les Biches und Les Noces, ein konstruktivistisches Ballett mit feministischen Untertönen, beide 1924 von Bronislava Nijinska für die Ballets Russes geschaffen: Einer von Wards ersten Lehrer*innen im Atlanta der 1980er-Jahre wurde wiederum in den 1940ern von Nijinska selbst in ihrem Tanzstudio in Hollywood unterrichtet. A rolling hitch will an Geschichten wie diese anknüpfen, ihre Verbindungen prüfen und an ihnen zerren – oder sie fallen lassen, um in einer neuen Choreografie selbst die Strippen zu ziehen.
ist Tänzerin und Choreografin und lebt in Wien. Davor war sie in New York, Athen, Brüssel und Portland tätig. Ihre Arbeit erforscht die kollektiven Geschichten einer Genealogie des Tanzes, die in das Muskelgedächtnis von Tänzer*innen als lebendige Archäologie eingeschrieben sind. 2022 zeigte sie das Gruppenstück Hedera helix im TQW. Zudem wurden ihre Arbeiten u. a. bei ImPulsTanz, beim steirischen herbst, bei den Wiener Festwochen und international bei The Kitchen (New York), bei Movement Research at the Judson Church (New York), bei Disjecta (Portland) und bei Pieter PASD (Los Angeles) gezeigt. Als Tänzerin wirkte sie u. a. in Arbeiten von DD Dorvillier, Miguel Gutierrez, Jennifer Lacey, Michikazu Matsune, Manuel Pelmuș, Philipp Gehmacher, Veza Fernández und Antonjia Livingstone mit. Ihren Bachelor of Arts machte Ward am Bennington College in Vermont, wo sie Choreografie und Improvisation als Performancepraxis studierte.
Seit 2022 erarbeiten jedes Jahr zwei Choreograf*innen mit einer von ihnen ausgewählten Gruppe von fünf Performer*innen je drei Monate lang ein Stück für die TQW Halle G. Ein hybrides künstlerisches Fortbildungsprojekt für die Tanzszene in Wien und darüber hinaus, aber auch ein bewegliches Netz von Beziehungen und eine Versuchsanordnung, die den Fokus (wieder) auf zentrale, mit der Form der Gruppe verbundene Bedürfnisse lenkt: Gemeinschaft, kollektive Erfahrung, Konvivialität. Teilnehmerinnen 2024: Helena Araújo, Elda Gallo, Yoh Morishita, Jennie-love Navoret und Viltė Švarplytė.
Credits
Konzept Elizabeth Ward Von und mit PARASOL – Helena Araújo, Elda Gallo, Yoh Morishita, Jennie-love Navoret, Viltė Švarplytė Sounddesign Özgür Sevinç Lichtdesign Thomas Zamolo – Eine Koproduktion von Elizabeth Ward / vitus und Tanzquartier Wien. Elizabeth Ward erhielt ein Arbeitsstipendium der Stadt Wien für das Jahr 2024.