Artist Talk
Inspiriert vom Untertitel Schlagerballett einer frühen Arbeit Pina Bauschs und ihres Tanztheaters, entlarvt Joana Tischkau in ihrem neuen Stück die Widersprüche im deutschen Kulturkanon und in seinen Heimaterzählungen: Pina Bauschs Kompanie wurde aufgrund der vielen internationalen Tänzer*innen oft als divers gepriesen. Welche Projektionen und Konstruktionen stecken dahinter, wenn so ein Ensemble für ein künstlerisches Produkt steht, das ein deutsches Publikum derart anspricht? Und wie war das damals in Wuppertal?
Im Rahmen des Artist Talks diskutiert Joana Tischkau mit Spezialgast Elisabeth Clarke (Choreografin und Pädagogin, ehemaliges Ensemblemitglied Tanztheater Wuppertal) und Eike Wittrock (Theater- und Tanzwisssenschafter) eine kritische und bislang unerzählte Perspektive auf Pina Bauschs Arbeitsweise, Fragen zu Rassismus und Exotismus im künstlerischen Erbe Bauschs, sowie Potenzial und Schwierigkeiten von dessen Aneignung.
geboren 1953 in Berlin, New Jersey, kommt von klein auf mit den darstellenden Künsten in Berührung. 1969 wird sie an der School of American Ballet in New York aufgenommen. Im Alter von 17 Jahren kommt sie nach Europa, wo sie 1971 in Maurice Béjarts neue Schule Mudra aufgenommen wird. 1974 beginnt sie eine 16 Jahre dauernde künstlerische Zusammenarbeit mit Karlheinz Stockhausen, u. a. als Solistin in Inori und Licht. 1976 wird sie von Pina Bausch an das Tanztheater Wuppertal eingeladen, von dem sie sagt: „Eine Sache, die ich von Pina gelernt habe, ist, wie man wirklich sieht und nicht nur guckt.“ Sie ist weiterhin als Tänzerin und Lehrerin tätig.
ist Künstlerin, Choreografin und Regisseurin. Ihren Bachelor in Tanz und Schauspiel absolvierte sie an der School for Performing Arts an der Coventry University in England. Im Masterstudiengang Choreografie und Performance am Institut für Angewandte Theaterwissenschaften in Gießen entwickelte sie eine künstlerische Praxis, die die Diskursfelder von Rassismus, Feminismus, Populärkultur und Schwarzer deutscher Identität miteinander verschränkt und, abseits didaktischer Ansätze, verhandelt. Ihre Arbeiten PLAYBLACK, BEING PINK AIN’T EASY, Colonastics, DMSUBM, KARNEVAL und YO BRO tourten europaweit und wurden u. a. zur Tanzplattform Deutschland (München & Berlin), zum Impulse Festival NRW, zu den Wiener Festwochen, zum Radikal Jung Festival in München und zum Brecht Festival in Augsburg eingeladen. 2024 erhielt Joana Tischkau den Tabori Preis des Fonds Darstellende Künste.
ist Professor für Tanzwissenschaft an der Musik und Kunst Privatuniversität der Stadt Wien. In seinen Forschungen beschäftigt er sich mit medialen Aspekten der Tanzgeschichte und blickt auf die Übergänge zwischen Tanz, Performance und queerer Bewegungsgeschichte, z. B. in seinem Essay Tanztheater von hinten. Queering Pina Bausch, erschienen in: Lehmann/Rost/Simon (Hg.), Staging Gender. Reflexionen aus Theorie und Praxis der performativen Künste, Bielefeld 2019.
In deutscher Sprache