Ash, horizon, riding a house
In einer Welt, in der Länder, Sprachen und Folklore längst zu Waren geworden sind, bietet nur noch das „Draußen“, in dem die unberührte, „grüne“ Natur längst nicht mehr die vorrangige Referenz ist, Zuflucht. Unebene Dielenböden, Illusionsspiegel und rutschige Stufen bilden stattdessen profitable Landschaften.
Als Reaktion eröffnen Nüganen, KISLING und Sova ihre eigene Eismanufaktur. In einer albtraumhaften Kulisse samt unaufhörlichem Tropfen navigieren die drei, begleitet von CDJs und einem Banjo, zwischen verschiedenen Perspektiven auf das „Lokale“. In der Größenordnung der Erde sind sie Staubkörnchen und scheinen – verglichen mit der geologischen Zeit – wie auf Speed. Sie verfolgen die Spuren des „Lokalen“ bis zu Orten, an denen der Einfluss einer dominanten Kultur importierte Waren zu einem Teil der Folklore gemacht hat, während das Wort „lokal“ immer eine Wertsteigerung erzeugt, wenn man als Tourist*in eine Entscheidung trifft.
Ash, horizon, riding a house ist eine Serie von Kettenreaktionen, die das Publikum einlädt, sich eine Zugehörigkeit auszumalen, die vom momentanen Standpunkt aus nicht zu sehen ist. Man muss sie sich erst vorstellen.
(sie/ihr/Doomer) stellt in ihren Performances eine Verbindung zur Vergangenheit her, um einen bewussten Blick auf die Gegenwart zu lenken, im Wunsch, die Perspektive auf die Zukunft zu erweitern. Indem sie alles Bekannte einer sorgfältigen Dekonstruktion unterzieht, formt sie das Geschichtenerzählen neu; mit dieser Methode agiert sie in den Lücken zwischen erkennbaren Zeichen und Sprache. Nüganens Arbeiten wurden u. a. bei den Festivals My Wild Flag, Batard, Pre-Urbaines, Lisbon Film Festival und ImPulsTanz sowie im Kim? Contemporary Art Centre, im Kanuti Gildi SAAL, in der Lewisham Art Gallery und im TQW gezeigt. Darüber hinaus tourt sie seit 2017 als Performerin mit Florentina Holzinger.
ist Künstlerin, Bühnenbildnerin und ehemalige Stripperin. Ihre posthumanistische Kunstpraxis interessiert sich für Aspekte von Identität wie Gemeinschaft, kollektive Kreativität und Gender. Neben Performances organisiert sie Kunstevents und Festivals zu den Themen Umwelt und Gleichstellung. Sie ist Mitbegründerin einer partizipatorischen Performancereihe und des fluiden Kollektivs Persona. Ihre Arbeiten wurden u. a. bei NSFW, Online Gallery Gothenburg, Tallinna Art Hall, HOIB Gallery, EKKM Tallinn, Kim? Contemporary Art Centre, Draakon Gallery und in zahlreichen Clubs gezeigt.
stark von digitaler Technik geprägte Kompositionsmethode subtrahiert und morpht live aufgenommene Samples in konkrete Schnipsel, die eine „neue Realität“ vorschlagen. An einem Wendepunkt in der Geschichte, an dem geopolitische, soziale und ökologische Fragen in unser tägliches Leben eingreifen, beschwört KISLING ein Gefühl für das, was verloren gehen könnte. Sie arrangiert und verzerrt ihre Klänge auf einem Set von Pioneer CDJs und schafft so fantasievolles Material, das die Grenzen und das Versprechen von Musik hinterfragt. KISLING ist Mitbegründerin der Gruppe Guiding Light; sie trat u. a. bei Unsafe Sounds, The Glove That Fits, London, an der Volksbühne, Berlin, in der Kunsthalle Wien und im TQW auf.
Credits
Konzept, Choreografie Netti Nüganen Performance Netti Nüganen, Pire Sova, KISLING Sounddesign KISLING Szenografie, Kostüme Pire Sova Lichtdesign Klimentina Li Text Netti Nüganen Dramaturgische Unterstützung Bouchra Lamsyeh Hauskostüm Zody Burke Eisformen Madlen Hirtentreu Produktionsmanagement partner in crime, Kaie Küünal – Eine Koproduktion von Netti Nüganen mit Tanzquartier Wien und Kanuti Gildi SAAL, Tallinn. Mit Unterstützung der Kulturabteilung der Stadt Wien, des Bundesministeriums für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport, der Estnischen Kulturstiftung und von Valmiera Summer Theatre Festival. Dank an Valentin Alfery, Gibrana Cervantes, TURBO Residency (ImPulsTanz), ERROR Residency (CDMX), Arvo Pärt Centre.
In englischer Sprache