Go for it let go
+++ Performance verschoben +++
Die Ausrichtung der letzten Arbeiten von Christine Gaigg – Meet (2018) und Affair (2019) – ermöglichte innerhalb des performativen Rahmens so etwas wie Intimität zwischen Fremden, zwischen Performer*innen und Publikum, was momentan nicht denkbar wäre. Inhaltlich setzt Gaigg die Serie von Performances zu Sexualität und ihren gesellschaftlichen Bedingungen jedoch fort. Go for it let go thematisiert ein Phänomen, das in einer jahrhundertelangen abenteuerlichen Geschichte zwischen Selbstverständlichkeit, Verdrängung, Tabuisierung und Wiederentdeckung hin und her verhandelt worden ist: die weibliche Ejakulation. Als Emblem selbstbewusster weiblicher Sexualität öffnet sie zwischen den Polen Empowerment und Zulassen von Kontrollverlust ein Spannungsfeld, in dem sich verschiedenste gesellschaftliche Diskurse ein Stelldichein gaben und geben. Weibliche Ejakulation als eine Performance der Provokation: Es soll passieren, was passiert.
studierte Philosophie in Wien sowie Tanz und Choreografie an der SNDO Amsterdam. Nach ihrer langjährigen Kollaboration mit Komponisten (u. a. mit Bernhard Lang Maschinenhalle#1, Eröffnung steirischer herbst 2010) beschäftigt sie sich nun vorwiegend mit dem Genre „Performance-Essay“, in dem sie in unterschiedlichen Formaten gesellschaftspolitische Themen so umsetzt, dass eine Spannung zwischen emotionalen und analytischen Momenten entsteht, z. B. DeSacre! Pussy Riot meets Vaclav Nijinsky (2013), untitled (look, look, come closer) (2015) über virale Kriegsbilder, CLASH (2016) zum Attentat auf den LGBT-Club Pulse in Orlando.
Regie u. a. Über Tiere von Elfriede Jelinek (2007, Schweizer EA Theater am Neumarkt Zürich, TQW). Ebenfalls im TQW zu sehen war ihre Trilogie zur Chemie des Begehrens bestehend aus Maybe the way you made love twenty years ago is the answer? (2014, 2018), dem intimen Begegnungsformat Meet (2018) und Affair (2019).
Ab 18 Jahren
In deutscher Sprache
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