Negotiations
„Vorbeizukommen und zu warten, bis etwas passiert – eine Koinzidenz, ein sich findender Rhythmus, eine zärtliche Krümmung des Raums, ein Körperzeichen, das Bedeutung bekommt –, ist eine herrliche Alltagsmeditation. Ein Luxus zwischen Kunst und Leben, der in seinem abstrakten Geschehen zwischen den Körpern vor allem eines ausstellt: dass vieles noch nicht gesagt ist.“ — Astrid Kaminski / taz
Ein Jahr lang bespielt Alexander Gottfarb mit Negotiations ein Geschäft in der Neustiftgasse 31. In dieser Filiale des TQW performen Tänzer_innen täglich zu den üblichen Geschäftszeiten von 10 bis 18 Uhr – Tanzen ist schließlich echte Arbeit. Dieses Mammutprojekt ist die dritte Performance des schwedischen Choreografen, die sich mit den Beziehungen zwischen Bewegung und Glaubenssystemen auseinandersetzt.
Dabei nimmt Negotiations die Form eines öffentlichen sozialen Rituals an, das die Praxis der Zusammenarbeit, des Dialogs und des Austauschs untersucht. Die Bewegungen oszillieren zwischen erkennbaren, ikonischen Gesten und abstrakten Mustern. Negotiations lädt das Publikum – vor allem aber auch zufällige Passant_innen – dazu ein, nach eigenem Ermessen in der TQW Filiale zu verweilen und vor allem immer wiederzukommen. In einem Jahr ergeben sich viele Gelegenheiten, diese Arbeit unter immer wieder anderen Parametern wahrzunehmen. Schließlich bietet die Aufführung an einem dunklen Montagnachmittag im Winter eine ganz andere Erfahrung als an einem heißen Sonntagmorgen im Sommer.
Im Dezember mit Alex Deutinger, Pawel Dudus, Alexander Gottfarb und Katharina Illnar.
schloss 2003 sein Studium an der Stockholmer Ballettakademie ab. Der in Wien lebende Schwede arbeitet als Tänzer für Choreografen wie Elio Gervasi, Iztok Kovač und Chris Haring / Liquid Loft. Er ist Gründungsmitglied der Formation The Loose Collective. Alexander Gottfarb interessiert sich seit seinen frühen Arbeiten besonders für Bewegungen, die politisch (Political Movements, 2010) oder religiös (Moved by Faith, 2011) motiviert sind.
Dafür arbeitet der Tänzer und Choreograf mit Repetition und Transformation, mit Disziplin und Erschöpfung. In seiner 72-stündigen Soloperformance A Matter of Belief (2016) begann er zu erforschen, wie Glaube und Motivation die Art und Weise verändern können, wie Bewegungen ausgeführt werden, und damit sein Körpergedächtnis als Tänzer neu zu betrachten. In Together (2017) wurde das Solo zu einem Trio erweitert. Negotiations bringt diese beiden Arbeiten letztlich in eine neue Größenordnung.
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