Ophelia’s Got Talent
„Übergieße dich mit Wasser: so sollst du dem Universum ein Brunnen sein.” – Kenneth Anger
In der Dämmerung des „Age of Aquarius“, einer Zeit, in der sich ein Shift von technologischen Innovationen hin zu humanitären Anliegen und kollektiver Verantwortung vollzieht, steigen die Geschichten der Erbinnen Ophelias unvermeidlich an die Wasseroberfläche empor. Die Narrative ihrer Vorfahren Leda, Melusine, Undine, der Nymphen, der Nereiden oder der Sirenen sind es, die immer noch die heutigen Biografien prägen. Als exzellente Tänzerinnen, die die Musik lieben und Menschen ins Wasser locken, in die Tiefe zwingen und dort in den Spiegel der Venus blicken lassen, bleibt doch der wahre Ort ihrer Bedeutung im Dunkeln, untergegangen und auf den Grund gesunken. Und nur der Fäulnisprozess schwemmt ihre Körper an die Oberfläche, wo sie treiben, bis man sie findet, oder zerfallen, eins geworden mit der Natur. Wasser ist das Element der Anpassung und gleichzeitig ein Sinnbild der Ausdehnung. Weiblichkeit wurde ikonografisch häufig mit Wasser in Verbindung gebracht. Und mit dem Tod: Es ist Synonym für die Domestizierung der weiblichen Subjektivität, Schaum auf dem Meer das Ergebnis ihrer Auflösung, ein Fischschwanz das Bild der aberkannten Sexualität.
In einer ozeanischen Landschaft voll kulturgeschichtlicher Referenzen auf Wasserwesen und ertrunkene Unbekannte geht es nicht nur darum, wie man den prekären Umständen einer von klimakatastrophalen Szenarien geprägten Gegenwart durch Training entkommen kann, sondern auch um die Spekulation auf neue Lebensformen, die diese Umstände in sich aufnehmen, verwandeln, zu neuen Wesen machen.
Eine Veranstaltung des Tanzquartier Wien
In Kooperation mit dem
studierte Choreografie an der School for New Dance Development (SNDO) in Amsterdam. Nach viel beachteten Kooperationen mit Vincent Riebeek (u. a. Kein Applaus für Scheiße,Wellness und zuletzt Schönheitsabend) und einigen Soloarbeiten erarbeitete sie eine bis heute tourende Stücktrilogie über Körperdisziplinierung: Recovery, Apollon und zuletzt TANZ. Ob gefährliche Stunts, spektakuläre Zirkusnummern, blutige Splatter-Szenen oder harter Kampfsport – Florentina Holzingers Arbeiten spielen bewusst mit den sich verschiebenden Grenzen zwischen Hochkultur und sogenannter Unterhaltungskultur und sind dabei immer auch feministisches Manifest. TANZ, 2019 im TQW uraufgeführt, wurde als einzige österreichische Position zum Berliner Theatertreffen 2020 eingeladen und erhielt den Nestroy-Preis für die beste Regie. 2020 war Holzingers Arbeit Étude for an Emergency. Composition for Ten Bodies and a Car in den Münchner Kammerspielen zu sehen. Zuletzt wurde in Wien A Divine Comedy, uraufgeführt bei der Ruhrtriennale 2022, im TQW gezeigt. Aktuell arbeitet Florentina Holzinger an der von René Pollesch geleiteten Volksbühne in Berlin.
Credits
Mit Melody Alia, Saioa Alvarez Ruiz, Inga Busch, Renée Copraij, Sophie Duncan, Paige A. Flash, Florentina Holzinger, Annina Machaz, Xana Novais, Netti Nüganen, Urška Preis, Zora Schemm, Princess Tweedle Needle Und Stella Adriana Bergmann, Greta Lou Grip, Isadora Kleiner, Lea Schünemann, Nike Strunk, Laila Yoalli Waschke Konzept, Regie Florentina Holzinger Sounddesign Stefan Schneider Musik Paige A. Flash, Urška Preis, Stefan Schneider Bühne Nikola Knežević Lichtdesign Anne Meeussen Videodesign Melody Alia, Jens Crull, Max Heesen Live-Kamera Melody Alia Dramaturgie Renée Copraij, Sara Ostertag, Fernando Belfiore, Michele Rizzo Dramaturgie Volksbühne Johanna Kobusch Produktion Dana Tucker, Katharina Wallisch, Stephan Werner Tourmanagement Dana Tucker Management, internationale Distribution Katharina Wallisch – Eine Produktion der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz und Spirit in Koproduktion mit Productiehuis Theater Rotterdam, Tanzquartier Wien, Arsenic Lausanne, asphalt Festival, Gessnerallee Zürich, Kampnagel Internationales Sommerfestival und deSingel Antwerpen. Gefördert von der Kulturabteilung der Stadt Wien und vom Bundesministerium für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport. Mit herzlichem Dank an das RambaZamba Theater.
Resttickets an der Abendkassa: Wartenummern werden ab 60 Minuten vor Vorstellungsbeginn ausgegeben.
In deutscher und englischer Sprache mit Übertiteln
Wir empfehlen für den Besuch der Vorstellung ein Mindestalter von 18 Jahren.
Bitte beachten Sie: Die Show beinhaltet selbstverletzende Handlungen, Blut, Nadeln, Stroboskop-Licht, explizite Darstellung oder Beschreibung körperlicher oder sexualisierter Gewalt.
Bei der Aufführung von Ophelia’s Got Talent wird auf das Kindeswohl geachtet. Die beteiligten Kinder werden von Psycholog*innen und Eltern betreut. Sie können nur jenen Teil der Show sehen, bei dem sie auf der Bühne sind.