Recalling Her Dance
Die Tänzerin Hanna Berger (1910–1962) zählte in der Zeit, als Wien ein Zentrum der Moderne war, zu den markantesten Vertreterinnen des modernen Tanzes. Während der NS-Diktatur war Berger im Widerstand aktiv und wurde in Berlin als Kommunistin verhaftet. 1945 kehrte sie nach Wien zurück, wo sie sich bis zu ihrem frühen Tod der Weiterentwicklung des Tanzes in unterschiedlichsten Bereichen widmete.
Eva-Maria Schaller setzt sich in Recalling Her Dance tänzerisch mit Biografie und Werk der vielfältigen, auch politisch radikalen Tanzkünstlerin auseinander. Tagebucheinträge, Notizen zu ihren Choreografien, historisches Text- und Bildmaterial fließen in die Arbeit ein. Neben materiellem Archiv und Überlieferung ist das Tanzen als Ort und Träger von Informationen zentral. Am Anfang dieser Arbeit steht ein besonderer Moment: „Die Unbekannte aus der Seine“, ein Solo Hanna Bergers, das diese selbst an ihre Schülerin Ottilie Mitterhuber übertrug, die es an Esther Koller weitergab, von der wiederum Eva-Maria Schaller 2018 die Choreografie übertragen bekam. Wo in der österreichischen Tanzgeschichte weitgehend die Lücke der Überlieferung klafft, sorgten in diesem Fall vier Tänzerinnen dafür, eine Choreografie des Widerstands zu erhalten.
Recalling Her Dance ist ein Stück über die Vermittlung von Körperwissen, ein Weitertanzen und Weiterdenken von Idealen und Lebensrealitäten und zugleich ein Versuch der eigenen Verortung als Tänzerin im Hier und Jetzt.
Booklet zum Stück als PDF downloaden (nach dem Ausdrucken, bitte Falten)
studierte an der Ballettschule der Wiener Staatsoper und an der Codarts Rotterdam. In den Niederlanden arbeitete sie u. a. mit Emio Greco und Anouk van Dijk im Rahmen internationaler Gastspiele. In Wien performte sie in Produktionen von Christine Gaigg, in Deutschland bei Sabine Glenz in Kollaboration mit den Münchner Philharmonikern. Seit 2016 unterrichtet sie als Countertechnique-Lehrerin in Tanzinstitutionen europaweit.
Eigene choreografische Projekte realisierte sie bei Residencies in Athen, bei Dansateliers Rotterdam, bei D.ID und im Rahmen der Ausstellung Alles tanzt. Kosmos Wiener Tanzmoderne (Theatermuseum, Wien). Das Solo Vestris 4.0 war bei imagetanz im brut Wien (2018), What we hold inside (2019) auf Festivals in Österreich und Slowenien zu sehen. Das Jahrbuch Tanz (Berlin) reihte sie 2019 unter die Hoffnungsträger*innen.
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