TANZ
Zum Saisonabschluss kehrt die „Inszenierung des Jahres 2020“ (Theater heute) aufgrund der großen Nachfrage endlich wieder an ihren Uraufführungsort zurück. TANZ ist der letzte Teil von Florentina Holzingers Trilogie über den Körper als Spektakel und dessen Disziplinierung. In einer Ballettklasse unter der Leitung von Beatrice Cordua, der ersten Ballerina, die Le sacre du printemps nackt tanzte (in John Neumeiers Bearbeitung Le Sacre, 1972), durchlaufen die Performer*innen eine strenge Ausbildung in „Aktionsballett“, die sogenannten „Sylphic Studies“. In gemeinsamen Ritualen lernen sie, Körper und Geist zu beherrschen, und eignen sich übernatürliche Kräfte wie das Fliegen an. Eine Suche nach Perfektion in einer vergänglichen Welt, bei der das Derbe in das Erhabene verwandelt wird. In einem opernhaften Setting zwischen Märchenwald und Hexenritual entstehen brutale Parodien auf sensationslüsterne Bilder, wie man sie aus Ballett, Komödie und Pornografie kennt. Mit einem Cast bestehend aus Frauen im Alter von zwanzig bis achtzig Jahren, die alle einen unterschiedlichen Background im Tanz haben, wirft das Stück die Frage nach dem Erbe des Tanzes auf. Wie versöhnt man sich mit dem Schönheitskult dieser Tradition?
„Feminism, of course, has always been an exercise in science-fiction.“ — Laurie Penny
„Nach diesem Abend kann man nie mehr unschuldig in die Oper gehen.“ — profil
„… ihr bisheriges Masterpiece …“ — Der Standard
„In the end, radical entertainment is always the goal.“ — Spike
hat Choreografie an der School for New Dance Development (SNDO) in Amsterdam studiert. Nach viel beachteten Kooperationen mit Vincent Riebeek (u. a. Kein Applaus für Scheiße, Wellness und zuletzt Schönheitsabend) und einigen Soloarbeiten erarbeitete sie eine bis heute tourende Stücktrilogie über Körperdisziplinierung: Recovery, Apollon und zuletzt TANZ.
Ob gefährliche Stunts, spektakuläre Zirkusnummern, blutige Splatterszenen oder harter Kampfsport – Florentina Holzingers Arbeiten spielen bewusst mit den sich verschiebenden Grenzen zwischen Hochkultur und sogenannter Unterhaltungskultur und sind dabei immer auch feministisches Manifest. TANZ, 2019 im TQW uraufgeführt, wurde als einzige österreichische Position zum Berliner Theatertreffen 2020 eingeladen und hat den Nestroy-Preis für die beste Regie gewonnen. 2020 war Holzingers Arbeit Étude for an Emergency. Composition for Ten Bodies and a Car an den Münchner Kammerspielen zu sehen. Ab 2021/22 wird Florentina Holzinger an der von René Pollesch geleiteten Volksbühne in Berlin arbeiten.
Credits
Covid-Info: Was man für einen Besuch des TQW wissen und mitbringen sollte.
1 Std 50 Min, keine Pause
Ab 18 Jahren
In einigen Szenen kommen selbstverletzende Handlungen zur Darstellung, die auf manche Zuschauer*innen eine verstörende Wirkung haben könnten.
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