Festival
Rakete

Choreografie & Performance einer neuen Generation

Choreografie & Performance einer neuen Generation

Rakete versammelt eine Generation von Performancekünstler*innen, Choreograf*innen und Tänzer*innen, die auf der Suche nach alternativen Erzählungen sind. Ein Trip zu neuen Galaxien und unbekannten Lebensformen. Alles, was man braucht, um den Weltraum zu erkunden, sind Entdecker*innengeist und ein Tagesticket. Three. Two. One. Zero.

Dieses Jahr erwartet uns bereits die fünfte Ausgabe von Rakete – nachdem das Programm zwei Jahre nur online präsentiert werden konnte, wird heuer wieder live gezündet. Im Zentrum steht eine Auswahl junger Positionen der lokalen und internationalen Tanz- und Performanceszene. Mohamed Toukabri – bereits bei Rakete 2019 zu sehen – zeigt zum Auftakt ein berührendes Mutter-Sohn-Duett, das auch die geopolitischen Grenzen verhandelt, die Tänzer*innenkarrieren ebenso wie mitunter engste Beziehungen definieren. Gleich danach eröffnet Julia Müllner mit nur scheinbar gewöhnlichen Objekten und einem Mikrokosmos aus Staub utopische Räume. Am zweiten Wochenende zerlegt und remixt Lena Schattenberg Scores unterschiedlicher Choreograf*innen, während Susanne Songi Griem in einer Landschaft aus Grün aufbricht, um mit den Komplexitäten von Veränderung, Alleinsein, Unbehagen und Mitgefühl zu spielen. Am dritten Wochenende begibt sich caner teker in den Ring und lenkt den Blick auf die fragile Konstruktion von Männlichkeit unter eingeölten Muskelpanzern, während der Künstler tiran ein Phänomen der kulturellen Repräsentation, das er als „black male melancholia“ beschreibt, umkreist, indem er die melodramatischen Gesten von Diven und Schwarzen männlichen Rap-Stars miteinander verschmelzen lässt.

Mit: Julia Müllner, Lena Schattenberg, Susanne Songi Griem, caner teker, tiran, Mohamed Toukabri

06.05.
21.05.
Fr–Sa
 
TQW Studios

Tagesticket: € 20/15/10

Tickets
Festival Day 1
06.05.

Ein Duett zwischen Mutter und Sohn: Mohamed Toukabris neues Stück ist die Begegnung zweier Welten, zweier Körper, zweier Denkweisen. Latifa hat immer davon geträumt, Tänzerin zu werden, Mohamed hat das Tanzen zu seinem Beruf gemacht. So wie die Grenzen zwischen ihren Körpern verschwimmen, beginnen auch ihre Biografien und Träume zu verschmelzen, sodass letztendlich nur die Zeit ihren Platz zwischen Mutter und Sohn behaupten kann.

The Power (of) The Fragile ist eine Sammlung beeindruckender Bilder. Eine Reflexion darüber, wie die Beziehung zwischen Mutter und Sohn aussehen kann und welchen Unterschied es macht, zu Hause zu bleiben oder wegzugehen. Eine Performance über die Bewegung – von Körpern und Menschen –, über Gewicht und was es bedeutet, eine Last zu tragen, über Zusammen- und Getrenntsein. Und schließlich: das zärtliche Porträt einer engen Beziehung und ein leidenschaftliches Pamphlet für unser Recht, dorthin zu gehen, wohin wir gehen wollen.

Ein Schuh begegnet dem Geräusch von Schritten und verflüchtigt sich sogleich lauschend im Raum. Eine Geste verschwindet, noch bevor sie entsteht. Passagen von Beiläufigkeiten erscheinen im Detail. how, on floors kitzelt die Achsel des Tanzes. Dieser kommt zögerlich wie ein Vorschlag und wird erst im Kommenden sichtbar. Vom Nebel verhangene Blicke, ein Schlauch, utopische Räume. Ein Wort hat sich versteckt und entdeckt sich zwischen den Seiten wieder, ein Bild taucht auf, ohne gesehen zu werden, schwebende Flocken knistern im Sound.

how, on floors lässt Orte zusammenkommen, ohne Anwesendes vor Abwesendes zu stellen. Es fragt nach einer Aufmerksamkeit, die mehrere Gegebenheiten im Raum geschehen lässt. Tutto ha inizio nel 1978, oder auch ein anderer Anfang. Die Performance flüstert dem Staub ins Ohr und versucht, die einzelnen Partikel zu verstehen, bevor sich ein ganzes Bild zeigt. Haare werden verschluckt und Teil einer Menge. Sie werden zu einem Element von Staub, diesem Gemisch aus lebendigen und abgestorbenen Teilen. Staub braucht einen Ort, um sich zu sammeln. Staub macht die Zeit sichtbar und leitet unseren Blick hin zu den Konturen der Dinge, zu deren Atmosphären.

Festival Day 2
07.05.

Ein Duett zwischen Mutter und Sohn: Mohamed Toukabris neues Stück ist die Begegnung zweier Welten, zweier Körper, zweier Denkweisen. Latifa hat immer davon geträumt, Tänzerin zu werden, Mohamed hat das Tanzen zu seinem Beruf gemacht. So wie die Grenzen zwischen ihren Körpern verschwimmen, beginnen auch ihre Biografien und Träume zu verschmelzen, sodass letztendlich nur die Zeit ihren Platz zwischen Mutter und Sohn behaupten kann.

The Power (of) The Fragile ist eine Sammlung beeindruckender Bilder. Eine Reflexion darüber, wie die Beziehung zwischen Mutter und Sohn aussehen kann und welchen Unterschied es macht, zu Hause zu bleiben oder wegzugehen. Eine Performance über die Bewegung – von Körpern und Menschen –, über Gewicht und was es bedeutet, eine Last zu tragen, über Zusammen- und Getrenntsein. Und schließlich: das zärtliche Porträt einer engen Beziehung und ein leidenschaftliches Pamphlet für unser Recht, dorthin zu gehen, wohin wir gehen wollen.

Ein Schuh begegnet dem Geräusch von Schritten und verflüchtigt sich sogleich lauschend im Raum. Eine Geste verschwindet, noch bevor sie entsteht. Passagen von Beiläufigkeiten erscheinen im Detail. how, on floors kitzelt die Achsel des Tanzes. Dieser kommt zögerlich wie ein Vorschlag und wird erst im Kommenden sichtbar. Vom Nebel verhangene Blicke, ein Schlauch, utopische Räume. Ein Wort hat sich versteckt und entdeckt sich zwischen den Seiten wieder, ein Bild taucht auf, ohne gesehen zu werden, schwebende Flocken knistern im Sound.

how, on floors lässt Orte zusammenkommen, ohne Anwesendes vor Abwesendes zu stellen. Es fragt nach einer Aufmerksamkeit, die mehrere Gegebenheiten im Raum geschehen lässt. Tutto ha inizio nel 1978, oder auch ein anderer Anfang. Die Performance flüstert dem Staub ins Ohr und versucht, die einzelnen Partikel zu verstehen, bevor sich ein ganzes Bild zeigt. Haare werden verschluckt und Teil einer Menge. Sie werden zu einem Element von Staub, diesem Gemisch aus lebendigen und abgestorbenen Teilen. Staub braucht einen Ort, um sich zu sammeln. Staub macht die Zeit sichtbar und leitet unseren Blick hin zu den Konturen der Dinge, zu deren Atmosphären.

Festival Day 3
13.05.

The Many Piece ist ein Stück der vielen. Für viele. Von vielen. Mit vielen. Ein Tanz, der im Hier und Jetzt verweilt, wachen Auges zurückblickt und sich aufgeregt nach vorn streckt. In The Many Piece werden die Choreografien unterschiedlicher Künstler*innen vereint, aufgebrochen, fragmentiert, neu zusammengefügt, gegeneinander gelehnt, ineinander verwoben. Die Scores dazu wurden Lena Schattenberg auf verschiedenen Wegen übermittelt. Im spielerischen Dialog mit Licht und Klang erwächst eine Landschaft, die Menschen und Materialien vereint, die Räume öffnet für einen Körper, der sich mitteilt, sich (de-)platziert, sich nach oben streckt, den Zwischenraum durchbricht und abwartend verweilt. Ein Körper, der sich sehnt, sich auflehnt, sich zurückzieht, stillhält, Luft holt und erneut zum Sprung ansetzt.

Spaziergang bei Nacht ist ein Duett von Susanne Songi Griem mit Musiker* Pete Prison IV, das die ständige Änderung innerer Aufstellungen durch äußere Umstände verhandelt. Im Zeichen von Frühling und Aufbruch spielen beide in einer Landschaft aus Grün mit der Komplexität von Veränderung, Alleinsein, Unbehagen und Mitgefühl. Im Wechsel bewegen sie sich zwischen individueller Improvisation und gemeinsamer Erinnerung.

Susanne Songi Griem kombiniert in ihren Stücken Bewegung, Klang, Sprache, Objekte und Blick und schafft damit ein behutsam geknüpftes Netz vielfältiger Elemente, das Momente besonderer Unmittelbarkeit ermöglicht.

Festival Day 4
14.05.

The Many Piece ist ein Stück der vielen. Für viele. Von vielen. Mit vielen. Ein Tanz, der im Hier und Jetzt verweilt, wachen Auges zurückblickt und sich aufgeregt nach vorn streckt. In The Many Piece werden die Choreografien unterschiedlicher Künstler*innen vereint, aufgebrochen, fragmentiert, neu zusammengefügt, gegeneinander gelehnt, ineinander verwoben. Die Scores dazu wurden Lena Schattenberg auf verschiedenen Wegen übermittelt. Im spielerischen Dialog mit Licht und Klang erwächst eine Landschaft, die Menschen und Materialien vereint, die Räume öffnet für einen Körper, der sich mitteilt, sich (de-)platziert, sich nach oben streckt, den Zwischenraum durchbricht und abwartend verweilt. Ein Körper, der sich sehnt, sich auflehnt, sich zurückzieht, stillhält, Luft holt und erneut zum Sprung ansetzt.

Spaziergang bei Nacht ist ein Duett von Susanne Songi Griem mit Musiker* Pete Prison IV, das die ständige Änderung innerer Aufstellungen durch äußere Umstände verhandelt. Im Zeichen von Frühling und Aufbruch spielen beide in einer Landschaft aus Grün mit der Komplexität von Veränderung, Alleinsein, Unbehagen und Mitgefühl. Im Wechsel bewegen sie sich zwischen individueller Improvisation und gemeinsamer Erinnerung.

Susanne Songi Griem kombiniert in ihren Stücken Bewegung, Klang, Sprache, Objekte und Blick und schafft damit ein behutsam geknüpftes Netz vielfältiger Elemente, das Momente besonderer Unmittelbarkeit ermöglicht.

Festival Day 5
20.05.
TQW Studios

Glänzend bronzefarbene oder leuchtend cis-weiße, spektakuläre Muskeln ziehen uns von jeher in den Bann. Unzulänglich im Schatten ihrer Brillanz, stellen wir uns nicht so sehr die Frage, was sie mit uns machen, sondern warum wir den Blick nicht abwenden können. caner teker begibt sich mit KIRKPINAR in jenes Geflecht von Begehren, Erniedrigung und Gewalt, das allgemein als Männlichkeit bezeichnet wird. Diese Täuschungsmanöver vermögen im besten Fall zu verwischen, im schlimmsten zu verschleiern, was die Unterscheidung zwischen dem ausmacht, was europäisch oder türkisch, männlich oder weiblich, queer oder hetero ist.

Basierend auf den Bewegungen des traditionellen türkischen Öl-Ringkampfes Yağlı güreş ist KIRKPINAR sowohl als Performance als auch als fortlaufendes Researchprojekt angelegt, das vordergründige Aggressionen nicht nur als Geste der Intimität, sondern auch als rituelle Arbeitsform neu inszeniert. In einer Ringkampfarena durchlaufen caner teker und Élie Autin sanft eine Reihe von vorgegebenen Posen, das Tempo gibt ihre muskuläre Ausdauer vor. Unerbittlich bauen sie langsam eine Spannung auf, die keinen Höhepunkt kennt.

Es ist ein offenes Geheimnis, dass selbst die gewalttätigsten Sportarten Momente körperlicher Intimität und ermüdender Arbeit beinhalten. Weit davon entfernt, das zu enthüllen, was im Verborgenen liegt, ist KIRKPINAR vielleicht als eine Projektion von Männlichkeit zu verstehen, die wir uns zu sehen wünschen sollten: ganz zärtliche Berührung und gegenseitige Unterstützung. Mehr Echokammer als Mikroskop, konfrontiert uns die Performance mit dem Widersprüchlichen und Unaussprechlichen unseres eigenen Begehrens. Erneut und mit anderen Worten fordert sie uns auf, uns zu fragen, warum wir den Blick nicht abwenden können.

Kuratiert von Lewon Heublein

blackmilk ist der erste Teil der Trilogie trompoppies. „Trompoppies“ ist Afrikaans und beschreibt Trommelmajoretten, die einen Formationstanz in Uniform aufführen. Die Performance untersucht eines der choreografischen Elemente dieser Tänze: die präzisen Handgesten. Durch die Verschmelzung der Trompoppies-Bewegungen mit den melodramatischen Gesten von Diven und den Gesten, die mit Schwarzen männlichen Rap-Stars assoziiert werden, untersucht die Choreografie die Distanz zwischen afrikanischer und afroamerikanischer männlicher Identität. blackmilk fügt eine performative Dimension in die kulturelle Repräsentation Schwarzer Männlichkeit ein und öffnet sie für eine andere Komplexität und Sensibilität, die der Künstler als „black male melancholia“ beschreibt.

Festival Day 6
21.05.
TQW Studios

Glänzend bronzefarbene oder leuchtend cis-weiße, spektakuläre Muskeln ziehen uns von jeher in den Bann. Unzulänglich im Schatten ihrer Brillanz, stellen wir uns nicht so sehr die Frage, was sie mit uns machen, sondern warum wir den Blick nicht abwenden können. caner teker begibt sich mit KIRKPINAR in jenes Geflecht von Begehren, Erniedrigung und Gewalt, das allgemein als Männlichkeit bezeichnet wird. Diese Täuschungsmanöver vermögen im besten Fall zu verwischen, im schlimmsten zu verschleiern, was die Unterscheidung zwischen dem ausmacht, was europäisch oder türkisch, männlich oder weiblich, queer oder hetero ist.

Basierend auf den Bewegungen des traditionellen türkischen Öl-Ringkampfes Yağlı güreş ist KIRKPINAR sowohl als Performance als auch als fortlaufendes Researchprojekt angelegt, das vordergründige Aggressionen nicht nur als Geste der Intimität, sondern auch als rituelle Arbeitsform neu inszeniert. In einer Ringkampfarena durchlaufen caner teker und Élie Autin sanft eine Reihe von vorgegebenen Posen, das Tempo gibt ihre muskuläre Ausdauer vor. Unerbittlich bauen sie langsam eine Spannung auf, die keinen Höhepunkt kennt.

Es ist ein offenes Geheimnis, dass selbst die gewalttätigsten Sportarten Momente körperlicher Intimität und ermüdender Arbeit beinhalten. Weit davon entfernt, das zu enthüllen, was im Verborgenen liegt, ist KIRKPINAR vielleicht als eine Projektion von Männlichkeit zu verstehen, die wir uns zu sehen wünschen sollten: ganz zärtliche Berührung und gegenseitige Unterstützung. Mehr Echokammer als Mikroskop, konfrontiert uns die Performance mit dem Widersprüchlichen und Unaussprechlichen unseres eigenen Begehrens. Erneut und mit anderen Worten fordert sie uns auf, uns zu fragen, warum wir den Blick nicht abwenden können.

Kuratiert von Lewon Heublein

blackmilk ist der erste Teil der Trilogie trompoppies. „Trompoppies“ ist Afrikaans und beschreibt Trommelmajoretten, die einen Formationstanz in Uniform aufführen. Die Performance untersucht eines der choreografischen Elemente dieser Tänze: die präzisen Handgesten. Durch die Verschmelzung der Trompoppies-Bewegungen mit den melodramatischen Gesten von Diven und den Gesten, die mit Schwarzen männlichen Rap-Stars assoziiert werden, untersucht die Choreografie die Distanz zwischen afrikanischer und afroamerikanischer männlicher Identität. blackmilk fügt eine performative Dimension in die kulturelle Repräsentation Schwarzer Männlichkeit ein und öffnet sie für eine andere Komplexität und Sensibilität, die der Künstler als „black male melancholia“ beschreibt.

 
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