Theorie Editorial Mai/Juni 2022
Von Vorträgen und Podiumsdiskussionen bis hin zu Workshops, von einer analogen Kartografie bis hin zu einer Radiosendung: Das Theorieprogramm des Tanzquartiers hat einen Raum für Tanz- und Performancetheorie jenseits der akademischen Welt eröffnet und deren multimodale, kollaborative Formen gefördert. Wie könnte Theorie noch aussehen? Durch die Pluralisierung der Formate versteht das TQW Programm Theorie als einen Rahmen für Begegnung und Austausch: zusammenkommen, um Fragen zu stellen, zu diskutieren, Wissen zu teilen oder gemeinsam zu produzieren.
Das Theorieprogramm von Mai bis Juni 2022 wird mit einem Vortrag der US-amerikanischen Tanzwissenschaftlerin Imani Kai Johnson eröffnet. Ausgehend von ihrer langjährigen Forschung über Hip-Hop-Kultur erweitert Johnsons Vortrag die Grenzen der Tanztheorie über die auf der Bühne präsentierten und normativ als Kunst legitimierten Genres hinaus und eröffnet eine Reflexion über in der Wissenschaft unterrepräsentierte, von Rasse und Klasse geprägte Praktiken. Im Juni freuen wir uns, einen Vortrag der Performancetheoretikerin Rebecca Schneider präsentieren zu können. Indem sie das kinetische Phänomen der Geste in verschiedenen Medien und mit verschiedenen Akteur*innen betrachtet, artikuliert Schneider die Bereiche dessen neu, was sie die zeitbasierten Künste nennt. Zwei parallele Projekte laden anschließend zu persönlichen Begegnungen in den TQW Studios ein. Olivia Jaques’ und Marlies Surtmanns Research Affiliation setzt die Praxis der Kartierung, Indexierung und Dokumentation der lokalen Performanceszene auf verkörperte Weise fort und verwandelt das Dokument selbst in eine prozessorientierte, gelebte Erfahrung. Und der Salon Différance, kuratiert von Rosemarie Brucher, bringt Persönlichkeiten aus dem Kulturbereich mit unterschiedlichem Hintergrund zusammen, um die Performance – und die Exzesse – von Männlichkeit in einer offenen Diskussion zu hinterfragen. Ob in virtuellen transnationalen Gemeinschaften oder persönlich vor Ort, wir hoffen, Sie dort zu sehen.
Anna Leon (TQW Theorie)